Hilfsnavigation:

Helicobacter pylori

Die Magenschleimhautentzündung und das Magen- und Zwölffingerdarmgeschwür waren neben einigen anderen Krankheiten, deren Ursachen man nicht kannte, die Domäne der Psychosomatiker, auf der sie sich seit ungefähr 1930 durch ihre Spekulationen profilierten (siehe zum Beispiel das bereits erwähnte Buch von Thure von Uexküll aus dem Jahre 1963). Erst 1979-1982 entdeckten die australischen Ärzte Dr. Robin Warren und Dr. Barry Marshall, dass hier ein schraubenförmiges Bakterium im Spiele ist. (Bakterien sind einzellige Lebewesen, die verschiedene Formen haben: kugelförmig = Kokken; stäbchenförmig = Bazillen; oder schraubenförmig = Spiren.) Da sie es zunächst in der Schleimhaut am Magenausgang gefunden hatten, nannten sie es Helicobacter pylori. (Das griechische Wort "helix" bedeutet "die Windung". Der Wortteil "helic-" ist sein Stamm. Der lateinische Ausdruck "Pylorus" - mit dem Genitiv Singular "pylori" - bezeichnet den Magenausgang. Helicobacter pylori ist also das gewundene Bakterium am Magenausgang. Synonym: Campylobacter pylori.)

Die Entdecker des Erregers veröffentlichten ihre Befunde erstmals 1983 (Nobelpreis dafür: 2005). Aber niemand in der medizinischen Fachwelt glaubte ihnen. Denn wie konnte in dem stark sauren Milieu des Magens, das durch die Magensalzsäure entsteht, ein Bakterium überleben? Das widersprach der tradierten Lehrmeinung. Dr. Marshall überzeugte die Zweifler durch einen Selbstversuch. Er ließ sich im Labor einen hochkonzentrierten Bakteriencocktail anrühren und trank ihn. Acht Tage später erkrankte er ... QED

Man weiß inzwischen, wie der Helicobacter pylori in dem sauren Magenmilieu überlebt. Er produziert Ammoniak, das die Magensalzsäure neutralisiert. Und man weiß inzwischen auch, dass über 90% der Magenschleimhautentzündungen und Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre durch ihn verursacht werden. So konnten auch wirksame Methoden der Behandlung durch Antibiotica entwickelt werden.

nach oben